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Hell-o und willkommen auf meinem Blog! Warum dieser Blog? Zum einen, weil ich gerne schreibe, zum anderen, weil schreiberische Fähigkeiten ja nur durch Übung besser werden, was durchaus von Vorteil ist, wenn man in einem Bereich Fuß fassen will, in dem das Schreiben elementar ist. Schwerpunkt dieses Blogs soll Musik sein. In der Kategorie "On Stage" findet ihr -welche Überraschung- Konzertberichte, in "Auf die Ohren" werde ich Bands vorstellen, von denen ich der Meinung bin, dass ihnen nicht die Aufmerksamkeit zukommt, die sie verdienen. Auch das ein oder andere Album wird besprochen, aber hier gilt das gleiche wie bei den Bands und da ich eher selten aktuelle Alben kaufe, wird auch hier meist älteres, dafür aber nicht ganz so Bekanntes zu finden sein. In "Bewegte Bilder" geht es um Filme. Das können (relativ) aktuelle sein, die gerade im Kino laufen bzw. demnächst laufen aber auch ältere Schmuckstücke. Zu guter letzt gibt es noch die Rubrik "Gedanken und Meinungen", in der ich meine Meinung und Gedanken zu allem, was mich so beschäftigt (ernst und weniger ernst), in die Welt raus schreie.

Freitag, 26. Oktober 2012

Musikalische Bausteine meines Ichs

Früher war alles besser! Dieser Satz scheint oft durch - wenn auch nicht immer wörtlich - wenn man von früher erzählt, von der guten alten Zeit - von seiner Jugend. Ob wirklich alles besser war sei mal dahingestellt. Da ich aber gerade nen nostalgischen Moment hab, gibts hier mal einen Einblick in meine (mehr oder weniger) wilde Jugend.

Wie wohl bei vielen Teenies war auch bei mir die Musik ein mehr als wichtiger Wegbegleiter durch diese turbulente Zeit, die geprägt und beeinflusst hat. Auch wenn ich bei weitem nicht mehr alles höre, was ich zu meiner Teenagerzeit gehört habe, war diese Musik doch der Grundstein für meinen heutigen Geschmack und ein wesentlicher Baustein zu meinem heutigen Ich. Diesen Baustein stelle ich jetzt ein wenig näher vor, aufgeteilt in zwei Teilen. Im ersten kommen die Bands, die ich immer noch höre, die Bands im zweiten waren eher Teeniebands. Viel Spaß!


Die erste Band überhaupt, die ich wirklich bewusst gehört habe und auch die erste, von denen ich ein Album (wenn auch Bootleg) besaß und noch besitze. Schon damals empfand ich dieses Lied als ihr Bestes und es hat sich nichts daran geändert.










Auch wenn Metallica seit diesem Album nichts mehr Nennenswertes veröffentlicht haben, gehören ihre ersten fünf Alben zu absoluten Meilensteinen im Metal.
Wherever I May Roam war das erste Lied, das ich von ihnen gehört habe und ist auf dem Schwarzen Album unerreicht.





Meine erste Berührung mit wirklich harter Musik waren Slayer. Auch wenn die mittlerweile indizierte Divine Intervention eher mittelmäßig ist, hat sie damals für mich eine Tür geöffnet.












Das Lied ist mittlweile zwar totgespielt (man sollte DJ's mal verraten, dass Rage Against The Machine nicht nur dieses Lied gemacht haben) ist es doch ein sehr wichtiges für mich. Vor allem die Textzeile "Fuck you, I won't do what you tell me!" hat mich sehr nachhaltig beeinflusst! Leider haben die Texte nichts von ihrer Aktualität verloren. Manche sind sogar aktueller denn je.






Die erste wirkliche Punkband die ich gehört habe und eine der wenigen Deutschpunkbands, die ich heute noch gern höre. Die Aussage wird wohl leider zeitlos bleiben.













Der Mix aus Metal, Rap und Hardcore Punk mit dieser Fuck-off-Attidüde gegenüber staatlichen Organen, gesellschaftlichen Missständen und Ungerechtigkeit hat mein Denken entscheidend beeinflusst, was auch im erwachsenen Alter noch das ein oder andere Mal durchkommt.










Dieses Lied war schlicht eine Offenbarung und mein erste Schritt in eine für mich damals völlig neue Welt. Ich hatte das Glück, die bessere der zwei Versionen (die auch hier zu hören ist) als erstes zu hören, was den Schritt sicher erleichtert hat. Die Sisters Of Mercy sind für mich einfach das Maß aller Dinge in Sachen Gothic Rock!











Lacrimosa wurden für mich eine der wichtigsten Band überhaupt und auch wenn aktuellere Veröffentlichungen nicht mehr so tief gehen, sind sie es bis heute geblieben.












Das war jetzt nur ein kleiner Überblick über Bands, die ich heute noch höre und wie sie mich beeinflusst haben. Die Bands, die jetzt folgen, waren zwar damals durchaus nicht unwichtig, manche sogar richtig wichtig, aber heute kann ich sie aus verschiedenen Gründen einfach nicht mehr hören.



Sie durften auf keiner Party fehlen und waren eine meiner absoluten Lieblingsbands. Metal wurde als große Familie dargestellt, überall auf der Welt hatte man Brothers Of Metal. Heute sind sie nur noch eine billige Parodie ihrer selbst und an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Joey DeMayo war zwar schon immer ein aufgeblasener Sack, aber damals noch nicht ganz so extrem. Nach spätestens drei Liedern fängts an zu nerven.









Rammstein schlugen damals ein wie eine Bombe! Niemand, der sie nicht gehört hat. Auch Leute, die eigentlich mit solcher Musik nichts anfangen konnten, fanden gefallen an ihnen. Ein Wendepunkt bei mir war aber ein Konzert auf der Tour zum Album Mutter in Frankfurt/Main. Seelenlos und langweilig. Diese Seelenlosigkeit schwingt seitdem auch in jedem Lied mit, das ich höre.








Bis zu diesem Album galt der klassische Metal als tot, dementsprechend begeistert wurde es aufgenommen, auch bei mir. Die Begeisterung legte sich aber auch relativ schnell wieder und heute  finde ich es eher belustigend.











In meiner Teeniezeit waren sie für mich eine der wichtigsten Bands, vielleicht auch die wichtigste. Aber irgendwann bin ich da einfach rausgewachsen und fand sie irgendwann einfach nur noch prollig, mittlerweile sogar unglaubwürdig. Dieses Lied ist das einzige, dem ich auf Grund des Textes noch ein wenig abgewinnen kann.









Das war tatsächlich mal einer meiner liebsten Metalsongs. Auch wenn der Text sozialkritisch sein soll, hat er trotzdem sowas zuckersüßes, dass man meinen könnte, Kai Hansen hätte grade ein Glücksbärchi gevögelt, als er ihn geschrieben hat.











Dienstag, 16. Oktober 2012

Slime - "Sich fügen heißt lügen"-Tour 2012

Nach viel zu langer Abstinenz war es endlich mal wieder soweit. Livemucke war angesagt. Niemand Geringeres als die Deutschpunkveteranen von Slime machten auf ihrer Tour in Karlsruhe Halt - zum ersten Mal überhaupt -  und es war eine Selbstverständlichkeit dort anwesend zu sein.

Vor zwei Jahren sorgten sie für eine Sensation, als sie zum 30-jährigen Jubiläum für ein paar Konzerte zurückkamen. Nun haben sie sogar eine neue Platte draußen und gehen erneut auf Tour. Auf "Sich fügen heißt lügen" vertonen Slime Texte des Dichters Erich Mühsam, der 1934 im KZ Oranienburg von den Nazis ermordet wurde.
Am 10. Oktober 2012 gab die Deutschpunklegende nun ihr erstes Karlsruher Konzert im Substage. Außerdem sollten an diesem Tag auch die Chaostage in Karlsruhe beginnen. Man konnte also gespannt sein, was einen da erwarten würde.

Als wir am Substage ankamen, guckten wir erstmal blöd. Punks waren kaum da, obwohl das Schlachthofgelände als offizieller Chaostage-Treffpunkt ausgerufen wurde, das Polizeiaufgebot dagegen entsprechend groß (wenn sie sich auch im Hintergrund hielten). Das restliche Publikum war zu diesem Zeitpunkt auch extrem übersichtlich.

Mit der Zeit füllte sich das Substage aber und es fiel einem sofort der Altersschnitt ins Auge. Es war erstaunlich wenig junges Publikum da, bei den meisten war die Jugend so lange her wie bei der Band selbst.

Pünktlich um 21 Uhr begann dann der "Support-Act", wenn man davon überhaupt reden kann. Sind bei anderen Terminen Bands wie Scheisse Minnelli oder The Vageenas Vorbands, bekam man in Karlsruhe einen Diavortrag geboten! Einen Diavortrag! Da wurden ungefähr 15 Minuten Bilder aus den (hauptsächlich) frühen Tagen der Band und der Hamburger Szene gezeigt, wozu mehr oder weniger (meistens weniger) witzige Anekdoten erzählt wurden. Man wartete eigentlich nur noch darauf, bis Kaffee und Kuchen kredenzt wurden. Trotzdem bin ich mir sicher, dass in ein paar Jahren die Diashow ein größeres Thema sein wird als das Konzert an sich, wenn man sich zurückerinnert.

Dann war es soweit, Slime betraten die Bühne und mitterweile war das Substage  mit ungefähr 300 Personen recht gut gefüllt. Der Opener "Wir geben nicht nach" vom neuen Album wurde noch eher verhalten aufgenommen, doch mit dem nächsten Lied, "Schweineherbst", war der Bann gebrochen. Es wurde gepogt, mitgegröhlt und auch die anderen gespielten Lieder vom neuen Album wie "Sich fügen heißt lügen", "Rebellen" oder "Bett aus Lehm und Jauche" wurden mehr als gut aufgenommen. Da störte es auch nicht sonderlich, dass die Ansagen faktisch nicht immer stimmten (z.B. hat Joschka Fischer mit Gazprom nichts zu tun).
Die besten Reaktionen riefen aber die Klassiker hervor und von denen gab es genügend zu hören. "A.C.A.B.", "Deutschland muss sterben...", "Alle gegen Alle", "Störtebeker", "Gerechtigkeit" "Brüllen, zertrümmern und weg" usw. Zu meiner Freude auch "Albtraum" und "Zu kalt". Bei "Linke Spießer" wäre, in Anbetracht des Publikums und der Band, eine selbstironische Textänderung von "Ihr seid nichts als linke Spießer" in "Wir sind nichts als linke Spießer" überlegenswert gewesen.
Da sie zwei Lieder nicht spielen durften ("Polizei SA/SS" und "Bullenschweine") wurde "BGS" von The Buttocks gecovert, welches den beiden Verbotenen in nichts nachsteht.
Das offizielle Set wurde mit "Religion" beendet, bevor die Band für eine kurze Zugabe mit "Gewinnen werden immer wir" zurück auf die Bühne kam. Mit dem "1,7 Promille Blues" wurde das Konzert dann nach gut eineinhalb Stunden beendet, was ich eine eher suboptimale Wahl fand. Ich mag das Lied, aber bei einer Band wie Slime wären Lieder wie "Nazis raus!" (welches ich generell vermisst hab an diesem Abend) besser gewesen.
Nichtsdestotrotz war es ein wirklich cooles Konzert einer Band, die die Bezeichnung "Legende" immer noch verdient, auch wenn mal wieder die Kommerz-Vorwürfe laut werden (obwohl 20 Euro Eintritt ohne Vorband zugegeben nicht wenig sind). Die Songs kommen live oft besser als auf Platte, was bei weitem nicht auf jede Band zutrifft. In dieser Form dürfen Slime gerne noch ein wenig weitermachen und auch bei der nächsten Tour wieder in Karlsruhe einen Stopp einlegen.

Während des Konzerts haben wohl 60 - 70 Punks versucht, das Konzert zu stürmen und ohne Eintritt reinzukommen. Es flogen einige Flaschen und ein oder zwei Türsteher wurden wohl leicht verletzt wurden. Das Spektakel, welches auch die Höhepunkte der Chaostage sein sollte (die restlichen Tage hat man sogar weniger Punks in Karlsruhe gesehen als an normalen Tagen) war aber anscheinend durch eine sehr starke Polizeipräsenz schnell wieder vorbei und drin hat man nichts davon mitbekommen. Dementsprechend war die Überraschung der Konzertbesucher dann auch groß, als sie beim Verlassen des Substage nur Polizei (teilweise in Kampfanzügen) erblickten, die alle Wege bis auf einen absperrte. Sichtlich amüsiert über die Situation gingen die Leute aber friedlich ihrer Wege, mit dem Gefühl, wieder in ihre Jugend zurückversetzt worden zu sein.

                            (Slime - Zu kalt live in Karlsruhe am 10.10.2012)

Mittwoch, 25. Juli 2012

Neue Rubrik

Da im Moment grade nichts ansteht, über das ich schreiben könnte und ich im Moment auch leider nicht auf Konzerte kann, weil mich das Lernen für meine mündliche Diplomprüfung daran hindert, dachte ich mir, ich könnt hier mal eine Rubrik einführen, in der ich immer mal wieder was schreiben kann, damit dieser Blog nicht so brach liegt, wenn keine Konzerte anstehen, ich keine bestimmten Filme vorstellen will oder mir auch sonst nichts einfällt (wenn auch Bandvorstellungen sicher immer gehen). Aber es wird sicher auch ein wenig der Auflockerung dienen. Zumindest meiner. :)
Also hier ist sie, die neue Rubrik: Top 3!
Ja, noch 'ne Rangliste im Internet. Ja, davon gibt es schon unzählige. Aber: who cares?
Die Top 3 werden auch unterschiedliche Themen behandeln. Filme (auch genrespezifisch), Bands, Alben, Erlebnisse oder was mir auch immer in den Sinn kommt. Thematisch setze ich mir hier keine Grenzen.
Warum nur eine Top 3 und nicht Top 5 oder Top 10? Weil nur die ersten drei Plätze Medaillen kriegen, alles andere ist uninteressant, also beschränke ich mich auf die preisgekrönten Plätze. Da man es, obwohl selbstverständlich, trotzdem immer wieder erwähnen muss: Die Top 3 spiegelt ganz allein nur meine Meinung wider.

Das Thema der ersten Top 3 ist dann auch kein geringeres als die besten Platten, die je veröffentlicht wurden!
Einfach war die Auswahl nicht, auch wenn die Auswahl, welche Platten es in die Liste schaffen, relativ schnell getroffen war. Welches Album aber nun welchen Platz davon einnimmt, war dann schon schwerer. Platz 3 war dann auch verhältnismäßig schnell klar, bei Platz 1 und 2 war die Entscheidung aber verdammt schwer. Selbst jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, ob es nicht doch umgekehrt ist.

Platz 3


Dead Kennedys – Fresh Fruits For Rotting Vegetables


„Holiday In Cambodia“, California Über Alles“, Viva Las Vegas“ und nicht zuletzt mein persönlicher Lieblingssong von ihnen „Kill The Poor“ machen dieses Machwerk zu einem Meisterwerk. Bei einer Best-Of müsste gut dreiviertel der Lieder aus dieser Platte vertreten sein. Jello Biafra und Konsorten haben hier eindeutig DAS Referenzwerk vorgelegt, wenn es um Hardcore Punk mit intelligenten, politischen Texten geht und machte die Dead Kennedys zu einer der wichtigsten Punkbands aller Zeiten!
Obwohl es keinen Schwachpunkt gibt, sind die Schwankungen auf der Platte, also der Unterschied zwischen den Liedern, recht groß und so verblassen Lieder wie „Drug Me“ etwas gegenüber den genannten, weshalb „Fresh Fruits For Rotting Vegetables“ „nur“ auf Platz 3 landet.



Platz 2


Sisters Of Mercy – First And Last And Always


Egal wie oft ich diese CD höre, sie wird nicht schlechter oder langweiliger. Es gibt kein schwaches Lied, alle Lieder stehen gleichberechtigt nebeneinander, wenn auch hier natürlich das ein oder andere heraussticht, wie z.B. das Titelstück, „Black Planet“, „Some Kind Of Stranger“ oder „Marian (Version)“, das meiner Meinung nach beste Gothic Rock Lied, das je geschrieben wurde. Aber auch jedes andere Lied kann man auf jeder Party laufen lassen und es ist garantiert das richtige. Wer wissen will, wie Gothic Rock klingen muss, sollte sich diese Scheibe anhören! Die „First And Last And Always“ ist schlicht perfekt!
Warum es nicht zu Platz 1 gereicht hat, wenn es doch perfekt ist und es bei perfekt keine Verbesserung mehr gibt? Nun, wenn man im Deutschunterricht im Diktat einen Fehler oder gar keinen gemacht hat, in beiden Fällen hat man eine Eins gekriegt. Aber trotzdem war einer besser als der andere, so auch hier.


Platz 1


Christian Death – Only Theatre Of Pain


Die Platte ist schlicht eine Offenbarung! Rozz Wiliams' einzigartiger Gesang ist düster, verzweifelt, verstörend. Vom ersten bis zum letzten Ton ist man gefesselt. Diese Platte, die gemeinhin als die Initialzündung des Death Rock gilt, weisst keinen Schwachpunkt auf. Die Band hat auf eine völlig neue Art und Weise europäischen Post Punk/Gothic Rock a la Siouxsie & The Banshees und Bauhaus mit Punk gemixt und diesen Bastard auf die Welt losgelassen, der bis heute einen Kultstatus besitzt wie kaum eine andere Platte. Im Vergleich zu den Sister klingen Christian Death hier einfach dreckiger und auch verzweifelter. Etwas kantiger. Auf jeder ernst zu nehmenden Gothparty laufen immer noch die Songs dieses Albums!
Auch Rozz Williams, der sich am 1. April 1998 das Leben nahm, besitzt einen Ikonenstatus, wie er sonst nur Ian Curtis oder Siouxsie Sioux zugesprochen wird.




Mir ist klar, dass jeder, der das hier liest, anderer Meinung ist, aber so ist das halt mit Meinungen. ;) Wer seine aber mitteilen möchte, die Kommentarfunktion steht ja jedem offen. :)

Sonntag, 17. Juni 2012

Metalfest 2012 auf der Loreley

Nach dem Festival ist vor dem Festival und so ging es eine knappe Woche nach dem WGT zum Metalfest auf die Loreley, welches vom 07.06. - 09.06.2012 zum ersten Mal in dieser Location stattfand.
Wäre es nicht von Rock The Nation organisiert worden, hätte man den Premierenstatus auch durchaus als Entschuldigung für die Organisation nehmen können, so aber war das einfach nur dilletantisch. Was das genau bedeutet, wird in den nächsten Zeilen immer mal wieder genauer erklärt.
Nachdem wir Mittwochs etwas später als geplant losgekommen sind, war bei der Ankunft schon das erste Fragezeichen in unseren Gesichtern zu sehen. Ein paar Tage vor Beginn fiel uns auf der Homepage auf, dass eine Parkgebühr von 10 Euro (Parken und Campen waren getrennt) und eine Müllgebühr von 5 Euro erhoben wird. Als wir dann zum Parken eingewunken wurden, haben wir uns wirklich gefragt, ob das ihr Ernst sein soll. Aufgereiht wie Perlen an einer Kette, was ein Wegfahren zwischendurch nicht gerade einfach machte und keine Security, die den "Parkplatz" zumindest sporadisch überwachte. Dafür waren die 10 Euro wirklich mehr als unverschämt! Diese Gebühr wurde, genauso wie der Müllpfand, sofort beim Parken eingesammelt. Merkwürdigerweise bekamen wir keinen Müllsack dazu, was uns doch sehr wunderte. Wozu zahlt man Pfand, wenn man nix bekommt, gegen das man ihn wieder eintauschen kann? Der Gipfel war aber, dass bei manchen, die noch später angekommen sind, erst gar keine Parkgebühr verlangt wurde! Was soll das bitte?
Auf der Festivalhomepage wurde strikt darauf hingewiesen, dass auf dem gesamten Gelände Generatoren- und Glasverbot herrschen sollte und es würde bei Verstößen rigoros durchgegriffen. Die Frage ist nur, wie das funktionieren soll, wenn gar nicht kontrolliert wird?! Die Securitys, die uns nämlich das Geld für die Gebühren abgeknüpft haben, haben keine Anstalten gemacht, das Auto zu durchsuchen.
Verwunderung gab es auch, als wir bemerkten, das es keine Schleusen oder ähnliches gab, um auf den Campingplatz zu kommen. Es konnte also jeder, unabhängig davon, ob ein Ticket vorhanden ist oder nicht, mitcampen. Ist jetzt im Grunde nicht sonderlich schlimm, aber dann muss auch die Security entsprechend Präsenz zeigen, auch wegen den immer häufiger gewordenen Diebstählen auf Festivals in den letzten Jahren. Hat sie das gemacht? Nein. Ok, konnte sie auch nicht, wie wir gesehen haben, als wir auf den Campground kamen. Wege gab es nicht. Gezeltet wurde kreuz und quer.
Wer die Loreley kennt, weiss, dass es nicht nur ebene Campingflächen gibt, sondern auch schräge. Wir waren auf einer schrägen, was aber eigentlich nur beim Schlafen etwas gestört hat, da man langsam runterrutschte.
Immerhin hatte man von dort oben das gesamte Campingareal im Blick, was durchaus cool war.
Mit unseren Nachbarn kamen wir auch schnell in Kontakt, wobei man da sagen muss, dass außer zwei Saarländern (ein Bäckermeister und ein Apotheker) alle anderen Nachbarn ziemliche Deppen waren. Einer jedoch hat alle anderen geschlagen. Ich will da auch nicht näher drauf eingehen und ihm mehr Zeit und Platz widmen als unbedingt nötig, aber das war einer dümmsten Menschen, die ich in meinem bisherigen Leben getroffen habe. Bis auf einer Person ging der, glaube ich, jedem auf den Sack und wenn mit ihm geredet wurde, dann wurde sich über ihn lustig gemacht und ausgelacht. Kapiert hat er es anscheinend nicht. Bei mir ging das so weit, dass ich, wenn ich beim Aufwachen seine Stimme hörte, liegen geblieben bin, bis er wieder in sein Camp zurück gegangen ist!
Doch jetzt genug davon und wieder zum Festival an sich. Das wir unser Bändchen am Ankunftstag und nicht wie viele am Donnerstag geholt hatten, erwies sich als glückliche Entscheidung, da es tatsächlich nur eine Stelle gab, an der man sein Bändchen holen konnte und die Schlange dementsprechend lang war. Donnerstag musste man wohl über eine Stunde anstehen, so wie ich das mitbekommen habe!
Als wir uns neben der Bändchenausgabe noch die Sanitärflatrate für acht Euro geholt haben, haben wir durch Zufall auch die Müllbeutel entdeckt, die dort am Rand lagen. Allerdings musste man nachfragen, um wirklich sicher sein zu können, dass diese auch ausgegeben werden.
Die Sanitärflatrate hat sich auch auf jeden Fall gelohnt, da ich auf dem gesamten Gelände sage und schreibe vier(!!!!!) Dixies gefunden habe. Die höchste Zahl, die ich hörte, war 20. Aber für ein Festival mit mehreren tausend Besuchern ist das trotzdem mehr als lächerlich. Aber immerhin muss man festhalten, dass man bei den Wassertoiletten kaum anstehen musste, immer Papier vorhanden war und sie doch verhältnismäßig sauber waren. zumindest wenn ich sie aufsuchte. Ich muss aber dazu sagen, dass ich die Stoßzeiten auch immer meide, denn zu denen musste man sowohl bei den Toiletten als auch bei den Duschen längere Zeit anstehen. Auch wenn es generell zu wenig Toiletten gab, ist man in solchen Fällen ehrlich gesagt aber selbst schuld, wenn man lange anstehen muss. Zu Stoßzeiten muss man schließlich auf jedem Festival längere Zeit warten. Auf Grund der geringen Anzahl der Sanitäranlagen wundert es aber nicht, dass der Wald an diesem Wochenende mehr als gut gedüngt wurde. Da wir am Waldrand zelteten, kann man von Glück reden, dass man nichts gerochen hat.

Nun aber genug vom rein organisatorischen und dazu, weswegen man eigentlich auf ein Festival fährt: Die Bands! Über das Billing konnte man sicherlich nichts schlechtes sagen, waren doch so große Namen wie Megadeth, Blind Guardian, Kreator, Kyuss Lives!, Fear Factory uva. darunter.
Trotz des guten Billings waren unsere Tage recht gemütlich, da die ersten Bands zum einen erst um 13 Uhr anfingen und nicht wie auf vergleichbaren Festivals schon um 11, zum anderen, weil man einige der Bands schon gesehen hat und sie deshalb nicht als "Must-See" auf dem Zettel hatten.

Das tolle an der Loreley ist, dass man, egal wo man steht, gute Sicht und guten Sound hat, weshalb die Fotos von etwas weiter hinten gemacht wurden.
Der Donnerstag fing bandmäßig für uns relativ spät um 16:55 Uhr mit den portugiesischen Gothic Metallern von Moonspell an, die ihr neues Album "Alpha Noir" im Gepäck hatten. Neben ihren neuen Songs wie der aktuellen Single "Lykantrophe" gab es in den 50 Minuten selbstverständlich auch Klassiker wie "Opium" und "Alma Mater" zu hören. Da passte der leicht einsetzende Regen auch gut zur Stimmung. Ein wirklich gelungener Auftritt!

Direkt nach Moonspell betraten die niederländischen Thrasher Legion Of The Damned die Bühne. Der immer stärker werdende Regen störte niemanden so wirklich und der Sound war, wie bei allen von mir gesehen Konzerten, wirklich gut, von den Open-Air-üblichen Windverwehungen mal abgesehen.
Das 50-minütige Set bestand aus Songs von ihrem Debut "Malevolent Rapture", welches vor kurzem wiederveröffentlicht wurde, bis zum letzten Studioalbum "Descent into Chaos". Eine wirklich fette Show!
Eigentlich wollte ich mir Hypocrisy ansehen, die gleich danach dran waren, aber der Regen ging mir mittlerweile ziemlich auf die Nerven, weswegen ich dachte, ich geh einfach mal ins Zelt und guck, was da spielt.

Beim Zelt war ich etwas überrascht, dass es nochmal eine extra Einlassschleuse gab und dass der Eingang auch gleichzeitig der Ausgang war und es deshalb durchaus mal eng wurde.
Im Zelt angekommen, hab ich dann doch mal auf den Spielplan geschaut, um zu sehen, wer denn hier gleich spielen wird. Zu meiner freudigen Überraschung waren hier gleich Witchcraft an der Reihe, die mir beim durchhören der Bands positiv auffielen.
Leider war das sowieso eher kleine Zelt nur mäßg gefüllt (wirklich voll war die Loreley an diesem Tag sowieso nicht, aber gut was los war trotzdem), denn der 45 Minuten dauernde Auftritt der schwedischen Stoner/Doomer/Psychedelics war sehr sehenswert. Ich werde mich jedenfalls mal etwas näher mit dieser Band beschäftigen.

Normalerweise wollte ich mir jetzt Blind Guardian bzw. Fleshgod Apocalypse und Fueled By Fire (war mir da sehr unschlüssig) und danach Megadeth ansehen, doch leider leider bekam ich ne ziemlich fiese Kopfschmerzattacke, weshalb der Tag für mich gelaufen war. Aber Blind Guardian hab ich schon gesehen, von daher konnet ich das verschmerzen und Megadeth, die ich vor über zehn Jahren mal gesehen habe, waren, soweit ich das mitbekommen habe, alles andere als gut. Jedenfalls hab ich nicht eine positive Stimme zum Auftritt von "Megadave" gehört. Die anderen beiden Bands sind ja auch gerade erst am kommen, von daher denke ich, wird sich da sicher noch eine Gelegenheit ergeben, sie zu sehen.

Am Freitag begann der Tag auch schon früher um 13:45 Uhr, denn um diese Zeit spielten die polnischen Death Metal Veteranen Vader. Die Security am Eingang hat ihre Arbeit weitestgehend eingestellt und nur noch darauf geachtet, ob ein Bändchen vorhanden ist (aber manchmal auch mehr schlecht als recht) und ob jemand etwas Alkoholisches mit aufs Gelände nehmen will. Allerdings nur, wenn es offen getragen wurde...
Doch nun zurück zu Vader. Keine Ahnung, warum sie so früh auftreten mussten und nur 45 Minuten Zeit hatten, aber es zeichnete sich schon ab, dass an diesem Tag mehr los sein würde als am vorherigen, waren doch bei Vader schon mindestens so viele Menschen vor der Bühne wie am Vortag bei Moonspell. Vader spielten ein routiniertes Set, dem es allerdings an etwas fehlte, um als wirklich gut durchzugehen. Die Leute aber feierten die Band ab und unterm Strich bleibt ein ganz ordentliches Konzert.

Nach Vader hatte man nun ein paar Stunden Zeit, um zu essen, trinken und die Nachbarschaft zu pflegen, bevor um 17 Uhr die Band dran war, auf  die ich mich heimlich am meisten gefreut hatte: Powerwolf!
Als ich sie das erste Mal hörte, war ich mehr als überrascht, ist Power Metal doch so gar nicht meins. Aber diese Band hat es mir echt angetan. Anscheinend nicht nur mir, denn das Amphitheater war ziemlich gut gefüllt.
Wer sie schon einmal gesehen hat oder die Live-CD aus dem Metal Hammer besitzt, wird bei diesem Auftritt keine Überraschungen erlebt haben. Sowohl Songauswahl als auch Ansagen/Publikumsspielchen/Witze waren identisch. Nichtsdestotrotz hat der Auftritt tierisch Spaß gemacht, Songs wie "We Drink Your Blood", "Ressurection By Errection" (bei dem Tänzerinnen auf die Bühne kamen), "Raise Your Fist Evangelist" etc. sind einfach gut und für mich war es eines der absoluten Highlights des Festivals. Sie hätten gern länger als 50 Minuten spielen können. Allerdings wage ich zu behaupten, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie bei solchen Events im Dunkeln spielen werden.

Die nächste Band auf unserem Zettel spielte ein paar Stunden nach Powerwolf. Die Headliner des Tages, die deutschen Thrash Metal Götter Kreator!
Sie begannen mit leichter Verspätung und man konnte von Glück reden, dass sie überhaupt auftreten konnten, war ihr gesamtes Equipment abhanden gekommen. Glücklicherweise konnten sie sich alles von einer befreundeten Band leihen.
Der Auftritt war so energiegeladen, wie man es selten erlebt. Das Konzert fing mit "Violent Revolution", "Hordes Of Chaos" und "Phobia" an! So wurde gleich klar gemacht, wo der Hammer hängt und wer die dicksten Eier hat! "Phantom Antichrist", "Extreme Aggression", Flag Of Hate", "Tormentor", das Set ließ keine Wünsche offen. Eine Wahnsinnsshow!!!

Nach diesem absoluten Oberhammer war für uns aber noch nicht Schluss. Das letzte Konzert des Abends für uns fand im Zelt statt.
Die Finnen von Swallow The Sun sollten den Tag beschließen. Ihr Death-Doom Metal kam sehr atmosphärisch rüber und es war die perfekte Abschlussband. Die Tempowechsel von schnellem Death Metal hin zu langsamem, schweren Doomklängen ließen den Auftritt auch sehr abwechslungsreich sein und so ging die Stunde sehr schnell rum.
Das Zelt war auch hier nicht wirklich voll, aber für die Zeit und die Art von Musik war es schon ganz gut gefüllt. Die Band kann ich nur jedem ans Herz legen, der auch nur ein wenig für diese Musik übrig hat.

Am Samstag, dem letzten Tag, standen zwei besondere Konzerte an. Das erste war um 14:45 Uhr. Death Angel spielten ihr komplettes Album "The Ultra-Violence". Eigentlich bin ich ja nicht so der Fan davon, ausschließlich ein Album zu spielen, auch wenn ihr Debut ohne Zweifel wirklich gut ist, aber ich hätte auch gern spätere Sachen, auch vom aktuellen "Relentless Retribution" gehört. So aber kam ich immerhin mal in den Genuss, das 10-minütige Instrumental "The Ultra-Violence" zu hören, welches sie auf den Metalfests zum ersten Mal live gespielt haben. Auch sonst war der Auftritt wirklich gut. Die Bandmitglieder sind über die Bühne gefegt, haben gebangt und sich den Arsch abgespielt! Richtig gut!

Dark Tranquillity waren die übernächste Band und die nächste auf unsererm Zettel. Leider brannte die Sonne hier so erbarmungslos runter, dass wir nach dem dritten Lied an unser Zelt sind, da wir es einfach nicht aushielten. Schade eigentlich, denn das, was wir mitbekommen haben, war wirklich gut und auch der gesamte Auftritt soll ziemlich gut gewesen sein.
Dadurch haben wir dann aber ein weiteres Highlight erlebt, als ein Typ zu uns ans Camp kam und fragte, ob es uns nichts ausmachen würde, dass die ganzen Leute in den Wald pissen (ich erwähnte, dass wir am Waldrand zelteten), nachdem er dorthin gepinkelt hatte. Das beste war allerdings, als er uns fragte, ob wir Epica, die zwischen Death Angel und Dark Tranquillity gesehen hätten und wir dies verneinten, weil uns die Musik nicht gefällt. Er hat dann allen Ernstes gemeint, das die Musik ja völlig egal sei, solange die Sängerin gut aussieht! Er ging dann wortlos weg, als er darauf hingewiesen wurde, dass man mit der Argumentation auch Jeanette Biedermann und ähnliches rechtfertigen könne. Soviel dazu, dass Metaller doch soviel mehr Wert auf Musik legen als das ach so verachtete Chartspublikum.
Da es einen Tausch in der Running Order gab, stand das zweite besondere Konzert des Tages schon etwas früher an.

Um 19:30 Uhr betraten die Ur-Väter des Stoner Metal die Bühne. Kyuss Lives!, die im Prinzip Kyuss sind ohne Josh Homme, boten wirklich Beeindruckendes! Kommunikation mit dem Publikum gab es nicht, stattdessen lies man die Musik sprechen und die hatte es in sich! Es war ein Kyuss Best-Of und musikalisch und technisch wohl der mit Abstand beste Auftritt auf dem Metalfest. Ganz ganz groß! Bei den jüngeren Zuschauern schien sich das aber nicht rumgesprochen zu haben, so war der Altersschnitt bei diesem Konzert wahrscheinlich am höchsten. Selbst schuld, wer das verpasst hat!

Danach spielten die Industrial Metaller Fear Factory. Jetzt kamen auch langsam wieder die jüngeren vor die Bühne, die meisten aber anscheinend für In Extremo, die danach an der Reihe waren.
Fear Factory legten einen durchaus kraftvollen Auftritt aufs Parkett und zu meiner Freude wurde auch einige Lieder von "Demanufacture" gespielt (u.a. Self Bias Resistor", "Zero Signal" und natürlich "Replica"), aber auch ihr erstes Album wurde berücksichtigt. Überhaupt war es ein schöner Querschnitt durch ihr musikalisches Schaffen. Trotzdem fehlte dem Gig das letzte bisschen, das gewisse Etwas, um ein richtig gutes Konzert zu sein. Aber cool war es auf alle Fälle!

Auf unserem Zettel stand eigentlich noch Lake Of Tears, aber da haben wir uns mit unseren Nachbarn verquatscht, weswegen das ins Wasser fiel. Soll aber gut gewesen sein.

Die Abreise gestaltete sich als überraschend reibungslos, vielleicht auch, weil viele schon Samstag Abend/Nacht gefahren sind. Kein Stau, keine Warterei auf dem "Parkplatz", nichts. Allerdings war ein Anblick sehr symptomatisch. Am Rand saßen zwei/drei Security, von denen einer tief und fest schlief! Das passte an diesem Wochenende wirklich ins Bild, denn auch die paar Security, die wir in der Menge gesehen hatten (oder überhaupt gesehen hatten) strahlten alles andere als Kompetenz aus. Einer saß während der Konzerte ziemlich phlegmatisch zwischen den Leuten, der andere alberte mit anderen rum, dass es selbst 14-jährigen peinlich gewesen wäre usw. Da hat es wirklich überrascht, dass die Müllabgabe und die Rückgabe des Pfands so gut geklappt hat.

So bleibt unterm Strich ein sehr gemischtes Gefühl zurück, wenn man ans Metalfest West 2012 denkt. Band-und Soundmäßig gibt es gar nichts zu beanstanden, während die Organisation ihren Namen nicht verdient. Ein weiteres Beispiel für die chaotischen Zustände ist der Brand des Müllcontainers. Da es keine Wege gab, war die Feuerwehr erst vor Ort, als das Feuer von selbst schon weitestgehend aus war. Man kann wirklich von Glück reden, dass nicht mehr passiert ist.
Immerhin haben die Veranstalter die Probleme erkannt und, was man positiv erwähnen muss, da das leider nicht selbstverständlich ist, ein Statement verfasst, welches wirklich auf die Probleme eingeht und hier zu lesen ist.

Ich kann wirklich nicht sagen, ob ich nochmal aufs Metalfest fahren werde. Vielleicht gebe ich ihm noch eine zweite Chance, da Bandauswahl und Location einfach einzigartig waren! Aber dafür muss sich organisatorisch einiges tun!
Auch preislich ging das ganze in Ordnung. Zwar sind z.B. 3,50 Euro für ein 0,4l Bier nicht billig, aber ich hab das auch schon teurer erlebt und für Veranstaltungen dieser Art ist das mittlerweile ziemlich normal.

Alles in allem war es aber doch ein gemütliches Festival, was auch nicht so groß war (inkl. Tageskarten dürften so zwischen 10.000 und 15.000 Menschen jeden Tag dort gewesen sein). Wenn es organisatorisch normal wird, also normale Standards erfüllt, hat das Metalfest jedenfalls das Potential, ein richtig gutes Festival zu werden!

Samstag, 2. Juni 2012

21. Wave-Gotik-Treffen

Sein oder nicht sein, eine der berühmtesten Fragen der Weltliteratur, kann an Pfingsten in Leipzig ganz einfach beantwortet werden: Sein!
Auf dem Wave-Gotik-Treffen (WGT) kann man einmal im Jahr einfach sein, wie man ist. Vorbei ist die Zeit der Zurückhaltung, der Kompromisse, der Unterwerfung gesellschaftlicher Konventionen.
Nirgends sonst kann man sich so ausleben wie auf dem WGT. Das besondere hierbei ist nämlich, im Gegensatz zu anderen Festivals, dass es nicht auf ein Areal wie bspw. einen Flugplatz beschränkt ist, sondern sich über die ganze Stadt erstreckt. Einige Tage kann man sich der Illusion hingeben, wie es ist, in einer Welt zu leben, in der sich Goths wirklich so geben können wie sie sind, ohne irgendwelche Repressalien wie soziale und berufliche Ausgrenzung befürchten zu müssen. Eine schöne Welt, in der eine friedliche Koexistenz zwischen Gothics und "normaler" Gesellschaft existiert. Immerhin vier Tage im Jahr hat man das Privileg, in dieser Welt leben zu dürfen.
Vom 25. - 28.05. fand nun zum 21. Mal das Familientreffen der Schwarzen Szene (wie das WGT gern genannt wird) mit Menschen aus allen Teilen der Welt statt. Das Programm versprach wieder eine Vielseitigkeit, die ihresgleichen sucht.
Musikalisch ist jeder Stil vertreten, der in der Schwarzen Szene so rumfleucht. Gothic Rock, "Batcave", EBM, Industrial, Neo Folk, Wave, Hellectro aber auch Metal, Punk und Psychobilly werden geboten.
Da die meisten Konzerte erst so gegen 17 Uhr anfingen, wurde natürlich auch ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten. Museen gewährten WGT-Besuchern freien Eintritt, man konnte Lesungen von u.a. Christian von Aster besuchen, Vorträgen von Dr. Mark Benecke lauschen, klassische Konzerte hören oder einfach ins Kino gehen.
Wem das alles noch nicht reichen sollte, kann auch auf Angebote externer Veranstalter zurückgreifen. Das Heidnische Dorf, welches mit Eintritt auch für Besucher ohne WGT-Bändchen zugänglich ist, wird im Laufe der vier Tage von fast jedem einmal aufgesucht. Hier spielen den ganzen Tag (mehr oder weniger) mittelalterliche und folkige Bands.
Auch beliebt ist die Sixtina in der Innenstadt. Hier gibt es eine große Auswahl verschiedener Absinthsorten (über 80) und im Hof treten ebenfalls Bands auf, die nicht unbedingt unbekannt sind, wie Schneewittchen oder Bettina Köster (Malaria!), für sämtliche Besucher völlig kostenlos.
Ein dritter Anlaufpunkt ist die Moritzbastei, die zwar zum offiziellen Programm gehört, aber auch einen Mittelaltermarkt bietet, falls jemandem das Heidnische Dorf zu wenig sein sollte.
Soviel nun erstmal zum WGT allgemein, jetzt zum WGT, wie ich es erlebt habe.

Wie jedes Jahr sind wir schon Donnerstags angereist. Nachdem wir stress- und staufrei in Leipzig angekommen sind, hieß es nach einer kurzen Ausruhphase ab aufs Agragelände, sowas wie der Hauptplatz des WGT, da hier die Zeltplätze sind und die "Hauptbands" auftreten, um sich auf die nächsten Tage einzustimmen.
Nach dem Genuss einiger Bier, Met und Cuba Libre meinerseits (die anderen hielten sich an Gin Tonic und Caipirinha) war man dann auch in der Stimmung, die Agra 4.2 zu betreten, in der ab 22 Uhr DJ's auflegen.
Die Musik in dieser Halle ist vornehmlich technoid, weshalb ein gewisser Pegel durchaus von Vorteil ist.
Die ersten zwei Stunden, also bis Mitternacht, legte Mark Benecke auf und das für 4.2-Verhältnisse gar nicht mal übel. Old-School-EBM wie Nitzer Ebb hört man nicht so oft da drin. Leider war der Sound unterirdisch und der Bass war so laut, dass man vom Rest nicht mehr viel gehört hat.
DJ E.L.V.I.S., der danach an der Reihe war, legte dann das übliche Utz-Utz-Zeug auf, weshalb wir lieber noch gemütlich im Treffen-Cafe was tranken und den Abend ausklingen ließen.

Freitag war der erste offizielle Tag des WGT. Unser erster Programmpunkt für dieses Jahr war das Heidnische Dorf. Aus Erfahrung ist es am ersten Tag noch nicht so überlaufen wie vor allem Sonntags, wenn auch die Leipziger ihren Ausflug dorthin machen.
Das Heidnische Dorf ist ein idyllischer Mittelaltermarkt, der zwei Bühnen und Stände mit allerlei Dingen bietet. Natürlich auch ein vielfältiges kulinarisches Angebot.
Ein Zelt, das aus der Masse etwas heraus stach, war das Ablasszelt. Hier konnte man Ablassbriefe kaufen, es wurde eine mittelalterliche Singlebörse angeboten, es gab einen Pranger und man konnte sich auch auf mittelalterliche Art trauen lassen.
Der Rest der Stände war eigentlich normaler Mittelaltermarktinventar, wenn auch hier das Ambiente und die Atmosphäre einzigartig sind.
Nachdem wir eine gemütliche Runde gelaufen sind und uns alles angeschaut haben, sind wir zum arabischen Zelt, um uns für eine Shisha und Rosenwasser niederzulassen. Ein herrlich gemütlicher Start zum Freitag.
Nach dem heidnischen Dorf hatten wir noch etwas Zeit bis das erste Konzert für uns anfing, weshalb wir mal kurz durch die Shoppinghalle liefen um mal zu schauen, was denn dieses Jahr so alles da ist.
Es waren auf jeden Fall dieses Jahr nicht nur die üblichen Verdächtigen (X-Tra-X, Queen Of Darkness usw.) da, aber die Zahl der kleinen Stände, die auch mal ausgefallenere Sachen haben, werden trotzdem irgendwie weniger bzw. es stagniert auf niedrigem Niveau.

Mit den Konzerten beim WGT ist es so eine Sache. Manchmal müsste man sich einfach teilen können. So auch an diesem Tag. Im Felsenkeller war Gothic Rock Tag, aber wirklich interessiert hätten uns davon nur Rhombus und The Eden House. Dann hätte man allerdings Clan Of Xymox verpasst. Da wir aber einen gemütlichen Tag im Heidnischen Dorf wollten, haben wir uns für Clan Of Xymox entschieden.

Eine kleine Randnotiz hierzu: Als wir in die Agra-Halle wollten, wurde ich beim Einlass tatsächlich gefragt, ob ich männlich oder weiblich bin. Ich sehe im Normalfall nicht sonderlich feminin aus, war auch nicht geschminkt oder sonstwas. Ich hatte noch nicht mal einen Rock an, lediglich kürzere Hosen und ein für dortige Verhältnisse einfaches Shirt. Keine Ahnung, was sich der Security gedacht hat. Ich war jedenfalls sehr verdutzt, als er fragte. Anscheinend genügten schon meine langen Haare, um den armen Security zu verwirren.
Die Agra-Halle war gut gefüllt, als die Niederländer die Bühne der Agra-Halle betraten, wie es sich für eine Band, die schon so lange ihr Unwesen in dieser Szene treibt, auch gehört.
Das einstündige Set war überraschend elektronisch, ich persönlich hätte mir mehr Goth Rock erhofft. Allerdings war auch die Gitarre nicht immer zu hören. Nichtsdestotrotz war es ein wirklich gutes Konzert, in dem dann nicht ausschließlich elektronische Klänge zu hören waren. Lieder wie "Jasmin And Rose" durften natürlich auch nicht fehlen. Alles in allem war es ein wirklich guter Konzerteinstand in das diesjährige WGT.

Von Clan Of Xymox ging es dann direkt zum Felsenkeller, wo Red Lorry Yellow Lorry eines ihrer seltenen Konzerte auf deutschem Boden gaben. Da die beiden Locations nun nicht gerade direkt nebeneinander liegen und man mit der S-Bahn ein wenig unterwegs ist, haben wir leider die ersten zehn Minuten verpasst. In diesen zehn Minuten müssen sie wohl auch "Tempation", ihr wahrscheinlich bekanntestes Lied, gespielt haben, sofern sie es überhaupt gespielt haben.
Das hat aber alles nichts gemacht, denn der psychedelische Gothic Rock der Lorries kam wirklich gut rüber und der Sound war auch wirklich hörbar. Es wurde auch das ein oder andere neue Lied gespielt. Ist da etwa ein neues Album in Planung?
Nach einer Stunde für uns und 70 Minuten für alle, die von Anfang an dort waren, war ein gelungenes und entspannendes Konzert zu Ende und man konnte sich wirklich glücklich schätzen, diese lebende Legende live auf der Bühne erlebt zu haben.

Vom Felsenkeller ging es für uns dann direkt ins "Werk II"  zur "When We Were Young"-Party (WWWY), der einzigen offiziellen WGT-Party, auf der Post Punk, Gothic Rock, Death Rock usw. zu hören ist, wo wir den Abend dann gemütlich bei einem Bier und zu den Tönen von The Sisters Of Mercy, New Model Army etc. ausklingen ließen.

Da die Konzerte, wie bereits erwähnt, erst abends begannen, hatten wir tagsüber natürlich etwas Zeit. Samstags nutzten wir sie, um ein wenig in die Stadt zu gehen. Unser erstes Ziel war die Sixtina, die leider schon komplett überfüllt war. Vielleicht lag es daran, dass hier schon Bands spielten (zu dem Zeitpunkt stand gerade "Schneewittchen" auf der Bühne). Man ist aber flexibel und so gingen wir eben gleich zu unserem nächstem Ziel,die "Runde Ecke".
Die "Runde Ecke" war in der DDR der Sitz der Bezirksverwaltung der Stasi und über Pfingsten gab es eine Sonderaustellung über Gruftis in der DDR.
Wenn man mal außer Acht lässt, was für ein unmenschlicher Überwachungsapparat die Stasi war, waren die Akten, die zu lesen waren, wirklich lustig. Zum einen wegen der eklatanten Schreibfehler, zum anderen wegen dem Inhalt.
Es wimmelte geradezu vor den übelsten Klischees. "Gruffties" (so stand es in einer Akte) treffen sich auf Friedhöfen und feiern dort stellenweise Partys. Soweit noch ok. Aber natürlich werden auch Gräber geschändet, Särge ausgegraben und darin geschlafen. Was mit den vorherigen "Bewohnern" geschah, wurde nicht erwähnt.
Natürlich kamen auch szenetypische Bands zur Sprache. Mein Highlight hierbei war, das in diesem Zusammenhang auch "Kool And The Gang" genannt wurde.
Der absolute Höhepunkt für mich war allerdings ein Interview bzw. Verhör. Darin wurde tatsächlich behauptet, das Gruftis mit 25 Jahren sterben, völlig ohne Fremd- oder Selbsteinwirkung. Auch die Ärzte konnten nichts finden. Sehr mysteriös das Ganze.
Abgerundet wurde die Ausstellung durch Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm "Unsere Kinder", der sich mit Subkulturen in der DDR beschäftigt. Hier war schön zu sehen, wie die Polizei reagierte, wenn Leute auf der Straße standen, die in deren Augen komisch aussahen.
Neben der Sonderausstellung war das Museum aber selbstverständlich ganz normal geöffnet. Die Aktenberge waren schon sehr beeindruckend.

Nach dem Museum und ein wenig durch die Stadt schlendern, gings dann zum "Batcave-Tag" ins Werk II. Das Werk II ist meine persönliche Lieblingslocation. Natürlich gibt es schönere oder mit besserem Klang, aber das Werk II ist für mich die coolste. Durch den Innenhof kann man hier auch einfach mal zwischen den Konzerten gemütlich abhängen und ein Bier trinken ohne auch dauernd wieder durch die Kontrolle zu müssen.
Außerdem gibt es hier das beste vegetarische Essen auf dem ganzen  WGT!
Eine weitere kleine Randnotiz: Beim Einlass wurde ich von einem Security darum gebeten, meinen Button mit  einem durchgestrichenen Hakenkreuz von meiner Tasche zu entfernen, da man es evtl. falsch verstehen könnte. Etwas ungläubig und weil es der Security offensichtlich nicht böse meinte, hab ich ihn dann halt abgemacht, bis wir drin waren.

Die erste Band des Abends waren die Genetiks. Wir haben sie nur von draußen gehört, sie klangen auch echt gut, aber irgendwie haben sie uns nicht in die Halle gezogen. Man saß grad gemütlich und hat sich gut unterhalten.

Wenn eine der persönlichen Lieblingsbands auf einem Festival auftritt, ist das selbstverständlich immer ein
besonderes Highlight. So bei der zweiten Band des Abends, Fliehende Stürme. Die Stimmung war von Anfang an richtig gut und doch etwas belustigend fand ich den etwas schockierten Blick einer jungen Zuschauerin, als die Leute angefangen haben zu pogen. Wer hätte auch schon ahnen können, dass bei einer Punkband gepogt wird.
Sänger und Gitarrist Alexander Löhr ging richtig mit und es hat wirklich Spaß gemacht ihnen zuzusehen. Da war es auch nicht schlimm, dass die meisten meiner Favoriten gar nicht gespielt wurden, war das Set doch gespickt mit Hits wie Blauer Mond, Kaleidoskop, Die Axt oder Satellit. In fast 30 Jahren kommen schon einige Lieder zusammen.
Die Stunde ging viel zu schnell vorbei, ich hätte noch viel länger zusehen können. Es war der bisher beste Auftritt der Depro Punks, den ich gesehen habe!

Im Werk II sind nicht nur Konzerte sondern jedes Jahr ist dort auch eine Ausstellung zu finden. Wie im letzten Jahr war wieder die Seelenfresser-Ausstellung von Incestum und Schwarwel. Ich persönlich fand die Ausstellung ganz cool. Die Bilder waren im Comic-Stil und die Skulpuren vornehmlich aus Metall. Hatte einen schönen morbiden Charme.

Die nächste Band auf unserer Liste waren die englischen Gothic Rocker Vendemmian. Es ist schwer, etwas dazu zu schreiben. Es war ein Auftritt, den man eigentlich gut finden will. Die Jungs waren sympathisch, sie hatten Spaß an dem, was sie machen und die Musik war auch gut. Aber leider kam nichts rüber. Zumindest bei mir. Nach einer Zeit fand ich es doch etwas langweilig. Allerdings gab es auch Stimmen, die durchaus positiv  klangen. Am besten macht sich bei Gelegenheit jeder selbst ein Bild.

Nach Vendemmian waren dann Sigue Sigue Sputnik, die Headliner des Abends an der Reihe.
Bei dieser Band wird häufig gestritten ob das überhaupt Sigue Sigue Sputnik ist, da es im Prinzip nur noch ein Soloprojekt von Sänger Martin Degville ist.
Aber egal, das Konzert lief unter dem Namen Sigue Sigue Sputnik und als Treffen-Moderator Oliver Klein bei der Ansage ankündigte, es würden nur Lieder aus den frühen 80ern gespielt, war der Jubel groß.
"21st Century Boy", "Love Missile F-11", "Rockit Miss USA",... es war eine riesige Party. Der Mix aus New Wave, Punk und Pop sorgte für mächtig gute Stimmung im Publikum und somit auch bei der Band. Das Stageacting und Bühnenoutfit, welches ein wenig aussah wie aus einer abgefahrenen Zukunft, taten ihr übriges.
Neben mir stand eine Frau in ihren Vierzigern, die wohl mit jedem Lied jünger wurde, bis sie zum Schluss wieder in ihren Jugendjahren angekommen ist. Dieses Konzert war eindeutig mein Highlight auf dem diesjährigen WGT!
Wir waren so geflasht von diesem Konzert, dass wir uns die WWWY sparten und lieber im Hof weiterfeierten.

Am Sonntag war für uns nicht so viel los, weshalb wir uns völlig dem Konsum hingaben, was bedeutet, dass unsere ersten und fast einzigen Anlaufstellen an diesem Tag die Shoppinghalle und das Treffen-Cafe waren.

Die Shoppingtour wurde unterbrochen, weil dann doch ein Konzert auf dem Plan stand.
Der Felsenkeller war an diesem Tag das Zuhause der Horrorpunks. Allerdings hat uns nur The Fright interessiert. Als wir ankamen, haben wir noch den Schluss von Dr. Geek And The Freakshow mitbekommen. Was wir so mit einem Ohr gehört haben, klang nicht schlecht. Könnte man mal reinhören.
The Fright rockten ganz ordentlich. Der Sänger ist schon eine Rampensau, kann sich aber auch mal zurücknehmen, um den beiden Saitenzupfern die Bühne zu überlassen. Ihr Horror Rock 'n' Roll ging gut nach vorne und die Stimmung im leider nur mäßig gefüllten Felsenkeller war durchaus gut. Ihre neuen Lieder klingen aber sehr nach Sleaze Rock a la Guns 'n' Roses und Mötley Crüe.
Die Anwesenden durften noch einem ganz besonderem Ereignis beiwohnen, als der Sänger einen Fan auf die Bühne holte, der von der Bühne runter seiner Freundin einen Heiratsantrag machte (der natürlich angenommen wurde).
Ein wirklich unterhaltsames Konzert ging dann mit einer Coverversion von Danzigs "Mother" zu Ende.

Nach The Fright fuhren wir nochmal zum Agra-Gelände, um noch etwas in die Shoppinghalle und ins Cafe zu gehen.
Ein bisschen Party musste aber doch sein, also hieß es, ab ins Werk II zur WWWY. Es ist ja nicht so, dass es sonst schlecht wäre, aber an diesem Tag war die Musik dort extrem gut, dementsprechend waren wir dann auch ein paar Stunden dort, haben getanzt, getrunken, erzählt und einfach Spaß gehabt.
Das schöne an der WWWY ist, dass hier oft Lieder zu hören sind, die auf vielen Parties nicht zu hören sind und die Tanzfläche trotzdem immer voll ist.

Montag, der letzte Tag des WGT. Begonnen wurde er mit einem erneuten Besuch des Heidnischen Dorfes. Nach einem kleinen Rundgang und einem kurzen Plausch mit einem Bekannten wollten wir eigentlich zur Parkbühne, wo The Exploding Boy spielten. Leider konnten wir uns irgendwie nicht aufraffen und haben so ein, wie ich mitbekommen hab, sehr gutes Konzert verpasst.
So sind wir gleich ins Werk II, wo an diesem Tag Horrorpunk und Psychobilly angesagt war.
Jamey Rottencorpse And The Rising Dead waren die erste Band des Tages. Auf den ersten Blick dachte ich noch, es könnte eine echte Neuentdeckung sein, sah das ganze doch recht cool aus. Neben der Band, die in bester Horrorpunkmanie gestylt war, hatte man noch eine Mumie und zwei untote Tänzerinnen auf der Bühne. Doch leider herrscht hier mehr Schein als Sein, denn so cool die Optik auch war, musikalisch war das Ganze nur Durchschnitt. Daran konnte auch die recht witzige Coverversion von "Somewhere Over The Rainbow" nichts ändern, die in "Somewhere Under The Graveyard" umbenannt wurde.

Die nächste Band waren The Crimson Ghosts. Ihr letztes Album "Generation Gore" ist für mich eines der besten Horrpunk-Alben der letzten Jahre und "Spit Black!" eine Hymne, die sich vor den ganz großen des Genres nicht zu verstecken braucht.
Dieses wurde auch gleich als zweites gespielt und die Stimmung bei den Kölnern war von Anfang an gut.
Die mutmaßlich härteste Band des Genres gab die ganze Zeit über Vollgas und so vergingen die 50 Minuten wie im Flug.

Neben dem Werk II befindet sich noch ein Cafe/Restaurant, in das wir nach den Crimson Ghosts gingen, um mal eine kleine Abwechslung von dem ganzen Festivalessen zu bekommen (auch wenn das auf dem WGT besser ist als auf den meisten anderen) und etwas Frisches zu uns zu nehmen.
Zurück im Werk II suchten wir uns einen Sitzplatz. Da soviele The Creepshow sehen wollten, gab es davon auch einige zur Auswahl. Wir brauchten mal eine Pause von dieser Band, da wir sie in den letzten Jahren doch sehr häufig gesehen haben.

Nach The Creepshow sind wir dann auch wieder in die Halle, um die letzte Band des Abends und somit des WGT zu sehen.
Mad Sin feierten ihr 25-jähriges Jubiläum und da war es für uns keine Frage, dieser Show beizuwohnen.
Wie es sich für ein Jubiläum gehört, wurden Lieder aus sämtlichen Phasen der Bandgeschichte gespielt, das Publikum ging gut mit, pogte und feierte die Band, als gäbs kein Morgen mehr.
Wer Mad Sin schonmal gesehen hat, weiss, was sie auf der Bühne leisten. Sie sind live einfach eine Macht!
Köfte (vocals) verschwand zweimal von der Bühne und überließ das Mikro dem Bassisten. Was der Grund dafür war, blieb aber ein Geheimnis.
Da es schon Montag war und fünf Tage Party doch ihren Tribut verlangten, sind wir zehn Minuten vor Ende gegangen, was aber halb so schlimm war, haben wir sie doch im Vorjahr auf dem Satanic Stomp gesehen.
Es war auf jeden Fall ein würdiger Abschluss und man ging mit einem guten Gefühl in die Pension zurück und schlief glücklich ein.

Jetzt ist das 21. Wave-Gotik-Treffen Geschichte und auch wenn wir dieses Jahr verhältnismäßig wenig Bands gesehen haben und es allgemein nicht das beste WGT war, war es doch wieder sehr schön. Wie jedes Jahr stellt sich wieder das wehmütige Gefühl ein, wieder in die graue Alltagswelt zu müssen. Raus aus der Welt, in der man einfach Sein darf.
Trotzdem ist es gerade diese Endlichkeit, die das WGT so besonders macht und immer wieder zum Höhepunkt des Jahres werden lässt. Das ganze Jahr über freut man sich auf das nächste.
Wer einmal dort war, will immer wieder hin. Ein Entziehen gibt es nicht. Das zeigt auch, dass auf dem WGT im Schnitt ältere Leute sind als auf anderen Festivals (vorsichtig geschätzt liegt der Alterdurchschnitt bei Ende Zwanzig, aber wahrscheinlich eher höher). Man will sich dem auch nicht entziehen.
So bleibt nur die Gewissheit, dass es im nächsten Jahr wieder ein WGT geben wird und allein dieser Gedanke bringt einen leichter durch das Jahr.
Leider werde ich voraussichtlich auf Grund meiner Diplomarbeit nächstes Jahr nicht teilnehmen können, aber ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es auch in zwei Jahren wieder stattfinden wird.

P.S. Bilder von Besuchern wurden von uns dieses Jahr kaum gemacht, weil man alles schon irgendwie fotografiert hat, wenn man mehrmals dort war. Zwar gibt es jedes Jahr wieder schöne Kleider, mit denen sich die Menschen, die sie tragen, das ganze Jahr über viel Mühe gegeben haben, aber diese kann man auch auf den entsprechenden Seiten sehen.
Wer also Besucherbilder sehen will, sollte sich mal hier durch das WGT-Forum klicken.



Sonntag, 15. April 2012

Dunkle Klänge aus dem sonnigen Süden

Salsa, Samba, Karneval, Drogen, heißblütige Tänzer(innen), Copacabana, Panflöten, Amazonas, Regenwald,... Man denkt an vieles, wenn man an Lateinamerika denkt, doch subkulturelle Musik gehört nicht zu den Dingen, die einem dabei als erstes einfallen. Dabei gibt es dort einiges zu entdecken.
In den hiesigen Magazinen finden Bands, die aus Mexiko, Brasilien, Kolumbien und Co. kommen, nicht statt. Einzig die Metaller scheinen diesen Teil der Welt nicht völlig zu ignorieren, auch wenn sich die bekannten Bands da auch in Grenzen halten und es sowieso häufig die gleiche Person ist, um die es sich dann dreht.
Im Gothbereich sieht es allerdings noch magerer aus. Da gibt es nämlich gar nichts.
Eigentlich ist das schade, denn es gibt dort einige Perlen zu entdecken. Die hier vorgestellten Bands sollen einen ersten Überblick und Anreiz geben, sich vielleicht doch mal etwas näher mit der dortigen Szene auseinanderzusetzen.
Weitere Bandvorstellungen aus dieser Ecke sind nicht ausgeschlossen. :)

Plastique Noir



Plastique Noir ist die vielleicht bekannteste lateinamerikanische Band. Zumindest ist es die einzige, bei der ich weiß, das der ein oder andere sie hier kennt.
Gegründet wurden sie Ende 2005 und spielen Post Punk7Gothic Rock, der zwar durchaus modern klingt, aber trotzdem jedes oldschoolig angehauchte Herz höher schlagen lässt.
Erfolge außerhalb ihres Heimatlandes konnten sie bereits auf einer US-Tour mit den Crüxshadows feiern.
2007 sollte die auf dem Wave-Gotik-Treffen (WGT) spielen, musste den Auftritt aber leider absagen.
Im Jahr 2010 spielten sie auf einem Festival in Italien.
Bis heute haben sie zwei Alben und eine EP veröffentlicht. Die EP kann man unter folgendem Link gratis downloaden:

Außerdem wird auch ein Demo zum download bereitgestellt:

Zur Homepage:

Falls jemand erst mal eine Hörprobe möchte:

Acid Bats



Die Deathrocker aus Mexiko haben sich 2007 gefunden, aber bisher noch nicht großartig von sich reden gemacht. Zumindest bei uns, auch wenn sie in Mick Mercer's Buch "Music To Die For" erwähnt werden. Dabei würde es nicht schaden, mal ein Ohr zu riskieren.
Neben verschiedenen Samplerbeiträgen wie auf Zoundbies (den es auch kostenlos zum downloaden gibt) haben sie bisher ein Demo und eine EP veröffentlicht. Nach dem letzten Stand sollte Ende letzten Jahres ein Album veröffentlicht werden, was aber daraus wurde, entzieht sich leider meinen Kenntnissen. Sollte es zufällig jemand wissen, darf gern die Kommentarfunktion benutzt werden.

Das Demo gibt es hier:

Die EP hier:

Die Homepage:

Hörprobe:

Escarlatina Obsessiva



Wieder eine Band aus Brasilien. Allgemein scheint dieses Land eine ziemlich lebendige Szene zu haben (aber selbstverständlich finden sich auch in anderen Ländern wie Kolumbien gute Bands).
Escarlatina Obsessiva wurden 2006 gegründet.Beeinflusst von Bands wie X-Mal Deutschland, Siouxsie And The Banshees und Malaria! wundert es nicht, dass auch sie sich dem Post Punk verschrieben haben, wenn auch ihr Debut "Chants Of Lethe" etwas düsterer klingt als die anderen beiden.
Auch von dieser Band gibt es kostenlose Downloads zu finden.

The Organ Grinder Songs:

Endemic:

Pandemic:

Homepage:

Hörprobe:




Lateinamerika hat noch viel mehr Bands zu bieten. Es lohnt sich also, da mal etwa genauer hinzusehen, auch wenn man im Netz nur schwer an hintergründige Infos kommt. Die Musik ist allerdings dank Last.FM und ähnlichem nicht schwer zu finden.
Bei Zorch Factory Records (wurde hier ebenfalls schon vorgestellt) gibt es ebenfalls die ein oder andere zu entdecken. Also schön stöbern. Viel Spaß dabei! :)

Bilderquellen:

Sonntag, 25. März 2012

Philosophy Of A Knife

Mit diesem Artikel bekommt die Warnung am Eingang des Blogs erstmals eine Berechtigung!
"Philosophy Of A Knife" (2008) von Andrey Iskanov, der zuvor bereits mit "Nails" und "Visions Of Suffering" von sich Reden machte, gilt als einer der härtesten, krassesten und krankesten Filme, die es zur Zeit gibt.

Der Film handelt von der japanischen Einheit 731, die im Zweiten Weltkrieg medizinische Experimente an Gefangenen (sowohl Kriegsgefangene, als auch zivile) durchführten, um biologische und chemische Waffen zu entwickeln und die Reaktionen des menschlichen Körpers zu erforschen. Dies allerdings auf eine äußerst grausame Art und Weise, wie man sie bisher nur den Nazis zugeschrieben hat.
Bisher könnte man denken, dass "Philosophy Of A Knife" einfach nur ein Abklatsch von "Men Behind The Sun" aus dem Jahr 1988 ist. Allerdings gibt es zwei Unterschiede. Der erste ist vielleicht marginal, da es an den begangenen Verbrechen an sich nichts ändert, aber war "Men Behind The Sun" aus chinesischer Sicht, wird hier das ganze aus russischem Blickwinkel betrachtet.
Der andere Unterschied ist allerdings ein ganz entscheidender. Andrey Iskanov hat das Thema nicht als normalen Film inszeniert, sondern mehr als Doku! Der Begriff "Doku" sollte aber nicht allzu eng gesehen werden, da es mehr in Richtung Infotainment geht (wobei hier von Entertainment nicht im entferntesten die Rede sein kann!) mit leichtem Einschlag eines surrealen Kunstfilms.

Der Trailer:

Wie im Trailer zu sehen ist, ist der komplette Film in schwarz-weiß gehalten, was, in Verbindung mit dem Soundtrack, zu einer äußerst beklemmenden Atmosphäre führt. Unterbrochen wird dies nur durch Interviewsequenzen mit einem russischen Zeitzeugen (auf russisch. Gibt aber englische Untertitel. Ansonsten ist die Sprache Englisch ohne Untertitel. Was man von dem Zeitzeugen halten soll, weiss ich nihct, da er gegen Ende hin merkwürdige Aussagen trifft in Bezug auf Kriegsgefangenenlager), der von den damaligen Ereignissen berichtet.
Der Erzählung der Geschichte beginnt im Japan kurz vor dem ersten Weltkrieg. Es wird ein wenig auf die Geschichte eingegangen, bevor es dann zur Einheit 731 geht. hier erfährt man, wie sie entstand und zu welchem Zweck.
Die erste gute dreiviertel Stunde ist fast eine normale Doku mit Interviews, Fotos und alten Archivaufnahmen. Dann werden die Experimente gezeigt und zwar in einer Deutlichkeit und Intensität, dass es einem durchaus anders werden kann. Da fallen die meist eher billigen Effekte absolut nicht ins Gewicht, da man dauernd vor Augen hat, dass es wirklich so abgelaufen ist. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man das doch mal vergessen sollte, werden immer mal wieder Originalfotos von Versuchsopfern des jeweiligen Experiments gezeigt.
Ich will gar nicht so sehr auf die verschiedenen Experimente eingehen (eins könnt ihr euch auch noch ansehen), sondern nur erwähnen, was unter anderem untersucht wurde. Gegenstand der Experimente waren z.B. wie der Mensch auf extreme Kälte reagiert und was bei schnellem aufwärmen passiert, wieviel Schmerz ein Mensch aushalten kann, wie er auf große Druckunterschiede reagiert, wie lange es dauert, bis man nach einem Schuss in den Hals elendig verreckt ist usw.

Meistens wird erklärt, was bei den verschiedenen Experimenten herausgefunden werden sollte, allerdings nicht bei allen. Wobei sich mir bei dem ein oder anderen auch absolut kein Sinn erschließt.
Unterbrochen werden die Untersuchungen, die aber eigentlich nichts anderes als brutalste Folterungen sind, von den bereits erwähnten Interviewpasssagen und von den fiktiven Geschichten eines Offiziers, der Gefühle für eine Gefangene entwickelt und einer Krankenschwester, die sich durchaus im Klaren darüber ist, welche Greueltaten sie hier begehen, aber keine Anstalten macht, etwas daran zu ändern.

Die Experimente werden immer abartiger und brutaler. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal meine Augen abwenden musste als ich einen Film geschaut habe, aber allein bei diesem Film war es zwei- oder dreimal!

Zehntausende Menschen starben in Folge der Experimente, sowohl bei den direkten Versuchen im Lager, als auch bei Feldversuchen.
Die letzte Stunde des Films dreht sich dann hauptsächlich um das Kriegsende, die Auflösung der Einheit 731 und ihrer Vertuschung, in Folge derer viele Dokumente verloren gingen und das gesamte Areal niedergebrannt wurde und um die Kriegsverbrecherprozesse von Chabarowsk.

Falls jemandem die zwei Zeitangaben aufgefallen sind, wird vielleicht schon eine Vorahnung haben. Die Dauer dieses Films beträgt nämlich rund 250 Minuten! 250 Minuten Verstörung und Grausamkeiten! Aus diesem Grund (und wegen den äußerst grausamen Experimenten) sollte sich jeder ganz genau überlegen, ob man diesen Film wirklich sehen will. Auch beinharte Horrorfreaks können hier an ihre Grenzen stoßen!

Wer sich dafür entscheidet, bekommt aber auch durchaus einige Informationen. Der zweite Weltkrieg wird mal aus einer anderen Sicht dargestellt, Nazis kommen nur am Rande vor und was mit dem Leiter der Einrichtung, Ishii Shiro passiert ist (oder auch nicht).

Es mag sein, dass bei den Experimenten das ein oder andere etwas überspitzt dargestellt wurde (bei ihren Auswirkungen), das ändert aber nichts daran, dass die Untersuchungen an sich im höchsten Maße grausam waren.

Dieser Film gilt zurecht als einer der krassesten und brutalsten zur Zeit. Krank ist er meiner Meinung nach aber nicht. Die Realität ist es die krank ist. Die Menschheit ist es, die krank ist. Aber nicht dieser Film. Dieser Film bildet lediglich die Realität ab, wenn auch auf sehr drastische Art und Weise, aber das macht keinen kranken Film aus.

Überraschenderweise fand ich den Film gar nicht so schlecht (hätte ich nicht gedacht), ob ich ihn aber nochmal sehen werde, weiß ich nicht. Er ist halt einfach verdammt heftig! Ich werde ihn auch niemandem empfehlen. Wer ihn sich ansehen will, sollte, wie bereits erwähnt, gut darüber nachdenken, die Bilder können einen noch eine ganze Weile begleiten.
Nichtsdestotrotz besitzt der Film wegen der Thematik eine gewisse Wichtigkeit, da diese Ereignisse nicht so bekannt sind (vor allem außerhalb Chinas). Zudem wurde die Existenz dieser Einheit und ihre Taten von Seiten Japans offiziell erst 2002 zugegeben.

Für den Fall, dass jemand darüber nachdenken sollte, ist hier ein Experiment aus dem Film zu sehen (bei weitem nicht das heftigste). Wer bei dem schon Probleme hat, sollte gar nicht weiter darüber nachdenken, sich den Film anzusehen!