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Hell-o und willkommen auf meinem Blog! Warum dieser Blog? Zum einen, weil ich gerne schreibe, zum anderen, weil schreiberische Fähigkeiten ja nur durch Übung besser werden, was durchaus von Vorteil ist, wenn man in einem Bereich Fuß fassen will, in dem das Schreiben elementar ist. Schwerpunkt dieses Blogs soll Musik sein. In der Kategorie "On Stage" findet ihr -welche Überraschung- Konzertberichte, in "Auf die Ohren" werde ich Bands vorstellen, von denen ich der Meinung bin, dass ihnen nicht die Aufmerksamkeit zukommt, die sie verdienen. Auch das ein oder andere Album wird besprochen, aber hier gilt das gleiche wie bei den Bands und da ich eher selten aktuelle Alben kaufe, wird auch hier meist älteres, dafür aber nicht ganz so Bekanntes zu finden sein. In "Bewegte Bilder" geht es um Filme. Das können (relativ) aktuelle sein, die gerade im Kino laufen bzw. demnächst laufen aber auch ältere Schmuckstücke. Zu guter letzt gibt es noch die Rubrik "Gedanken und Meinungen", in der ich meine Meinung und Gedanken zu allem, was mich so beschäftigt (ernst und weniger ernst), in die Welt raus schreie.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Slime - "Sich fügen heißt lügen"-Tour 2012

Nach viel zu langer Abstinenz war es endlich mal wieder soweit. Livemucke war angesagt. Niemand Geringeres als die Deutschpunkveteranen von Slime machten auf ihrer Tour in Karlsruhe Halt - zum ersten Mal überhaupt -  und es war eine Selbstverständlichkeit dort anwesend zu sein.

Vor zwei Jahren sorgten sie für eine Sensation, als sie zum 30-jährigen Jubiläum für ein paar Konzerte zurückkamen. Nun haben sie sogar eine neue Platte draußen und gehen erneut auf Tour. Auf "Sich fügen heißt lügen" vertonen Slime Texte des Dichters Erich Mühsam, der 1934 im KZ Oranienburg von den Nazis ermordet wurde.
Am 10. Oktober 2012 gab die Deutschpunklegende nun ihr erstes Karlsruher Konzert im Substage. Außerdem sollten an diesem Tag auch die Chaostage in Karlsruhe beginnen. Man konnte also gespannt sein, was einen da erwarten würde.

Als wir am Substage ankamen, guckten wir erstmal blöd. Punks waren kaum da, obwohl das Schlachthofgelände als offizieller Chaostage-Treffpunkt ausgerufen wurde, das Polizeiaufgebot dagegen entsprechend groß (wenn sie sich auch im Hintergrund hielten). Das restliche Publikum war zu diesem Zeitpunkt auch extrem übersichtlich.

Mit der Zeit füllte sich das Substage aber und es fiel einem sofort der Altersschnitt ins Auge. Es war erstaunlich wenig junges Publikum da, bei den meisten war die Jugend so lange her wie bei der Band selbst.

Pünktlich um 21 Uhr begann dann der "Support-Act", wenn man davon überhaupt reden kann. Sind bei anderen Terminen Bands wie Scheisse Minnelli oder The Vageenas Vorbands, bekam man in Karlsruhe einen Diavortrag geboten! Einen Diavortrag! Da wurden ungefähr 15 Minuten Bilder aus den (hauptsächlich) frühen Tagen der Band und der Hamburger Szene gezeigt, wozu mehr oder weniger (meistens weniger) witzige Anekdoten erzählt wurden. Man wartete eigentlich nur noch darauf, bis Kaffee und Kuchen kredenzt wurden. Trotzdem bin ich mir sicher, dass in ein paar Jahren die Diashow ein größeres Thema sein wird als das Konzert an sich, wenn man sich zurückerinnert.

Dann war es soweit, Slime betraten die Bühne und mitterweile war das Substage  mit ungefähr 300 Personen recht gut gefüllt. Der Opener "Wir geben nicht nach" vom neuen Album wurde noch eher verhalten aufgenommen, doch mit dem nächsten Lied, "Schweineherbst", war der Bann gebrochen. Es wurde gepogt, mitgegröhlt und auch die anderen gespielten Lieder vom neuen Album wie "Sich fügen heißt lügen", "Rebellen" oder "Bett aus Lehm und Jauche" wurden mehr als gut aufgenommen. Da störte es auch nicht sonderlich, dass die Ansagen faktisch nicht immer stimmten (z.B. hat Joschka Fischer mit Gazprom nichts zu tun).
Die besten Reaktionen riefen aber die Klassiker hervor und von denen gab es genügend zu hören. "A.C.A.B.", "Deutschland muss sterben...", "Alle gegen Alle", "Störtebeker", "Gerechtigkeit" "Brüllen, zertrümmern und weg" usw. Zu meiner Freude auch "Albtraum" und "Zu kalt". Bei "Linke Spießer" wäre, in Anbetracht des Publikums und der Band, eine selbstironische Textänderung von "Ihr seid nichts als linke Spießer" in "Wir sind nichts als linke Spießer" überlegenswert gewesen.
Da sie zwei Lieder nicht spielen durften ("Polizei SA/SS" und "Bullenschweine") wurde "BGS" von The Buttocks gecovert, welches den beiden Verbotenen in nichts nachsteht.
Das offizielle Set wurde mit "Religion" beendet, bevor die Band für eine kurze Zugabe mit "Gewinnen werden immer wir" zurück auf die Bühne kam. Mit dem "1,7 Promille Blues" wurde das Konzert dann nach gut eineinhalb Stunden beendet, was ich eine eher suboptimale Wahl fand. Ich mag das Lied, aber bei einer Band wie Slime wären Lieder wie "Nazis raus!" (welches ich generell vermisst hab an diesem Abend) besser gewesen.
Nichtsdestotrotz war es ein wirklich cooles Konzert einer Band, die die Bezeichnung "Legende" immer noch verdient, auch wenn mal wieder die Kommerz-Vorwürfe laut werden (obwohl 20 Euro Eintritt ohne Vorband zugegeben nicht wenig sind). Die Songs kommen live oft besser als auf Platte, was bei weitem nicht auf jede Band zutrifft. In dieser Form dürfen Slime gerne noch ein wenig weitermachen und auch bei der nächsten Tour wieder in Karlsruhe einen Stopp einlegen.

Während des Konzerts haben wohl 60 - 70 Punks versucht, das Konzert zu stürmen und ohne Eintritt reinzukommen. Es flogen einige Flaschen und ein oder zwei Türsteher wurden wohl leicht verletzt wurden. Das Spektakel, welches auch die Höhepunkte der Chaostage sein sollte (die restlichen Tage hat man sogar weniger Punks in Karlsruhe gesehen als an normalen Tagen) war aber anscheinend durch eine sehr starke Polizeipräsenz schnell wieder vorbei und drin hat man nichts davon mitbekommen. Dementsprechend war die Überraschung der Konzertbesucher dann auch groß, als sie beim Verlassen des Substage nur Polizei (teilweise in Kampfanzügen) erblickten, die alle Wege bis auf einen absperrte. Sichtlich amüsiert über die Situation gingen die Leute aber friedlich ihrer Wege, mit dem Gefühl, wieder in ihre Jugend zurückversetzt worden zu sein.

                            (Slime - Zu kalt live in Karlsruhe am 10.10.2012)

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