Über mich

Mein Bild
Hell-o und willkommen auf meinem Blog! Warum dieser Blog? Zum einen, weil ich gerne schreibe, zum anderen, weil schreiberische Fähigkeiten ja nur durch Übung besser werden, was durchaus von Vorteil ist, wenn man in einem Bereich Fuß fassen will, in dem das Schreiben elementar ist. Schwerpunkt dieses Blogs soll Musik sein. In der Kategorie "On Stage" findet ihr -welche Überraschung- Konzertberichte, in "Auf die Ohren" werde ich Bands vorstellen, von denen ich der Meinung bin, dass ihnen nicht die Aufmerksamkeit zukommt, die sie verdienen. Auch das ein oder andere Album wird besprochen, aber hier gilt das gleiche wie bei den Bands und da ich eher selten aktuelle Alben kaufe, wird auch hier meist älteres, dafür aber nicht ganz so Bekanntes zu finden sein. In "Bewegte Bilder" geht es um Filme. Das können (relativ) aktuelle sein, die gerade im Kino laufen bzw. demnächst laufen aber auch ältere Schmuckstücke. Zu guter letzt gibt es noch die Rubrik "Gedanken und Meinungen", in der ich meine Meinung und Gedanken zu allem, was mich so beschäftigt (ernst und weniger ernst), in die Welt raus schreie.

Sonntag, 25. März 2012

Philosophy Of A Knife

Mit diesem Artikel bekommt die Warnung am Eingang des Blogs erstmals eine Berechtigung!
"Philosophy Of A Knife" (2008) von Andrey Iskanov, der zuvor bereits mit "Nails" und "Visions Of Suffering" von sich Reden machte, gilt als einer der härtesten, krassesten und krankesten Filme, die es zur Zeit gibt.

Der Film handelt von der japanischen Einheit 731, die im Zweiten Weltkrieg medizinische Experimente an Gefangenen (sowohl Kriegsgefangene, als auch zivile) durchführten, um biologische und chemische Waffen zu entwickeln und die Reaktionen des menschlichen Körpers zu erforschen. Dies allerdings auf eine äußerst grausame Art und Weise, wie man sie bisher nur den Nazis zugeschrieben hat.
Bisher könnte man denken, dass "Philosophy Of A Knife" einfach nur ein Abklatsch von "Men Behind The Sun" aus dem Jahr 1988 ist. Allerdings gibt es zwei Unterschiede. Der erste ist vielleicht marginal, da es an den begangenen Verbrechen an sich nichts ändert, aber war "Men Behind The Sun" aus chinesischer Sicht, wird hier das ganze aus russischem Blickwinkel betrachtet.
Der andere Unterschied ist allerdings ein ganz entscheidender. Andrey Iskanov hat das Thema nicht als normalen Film inszeniert, sondern mehr als Doku! Der Begriff "Doku" sollte aber nicht allzu eng gesehen werden, da es mehr in Richtung Infotainment geht (wobei hier von Entertainment nicht im entferntesten die Rede sein kann!) mit leichtem Einschlag eines surrealen Kunstfilms.

Der Trailer:

Wie im Trailer zu sehen ist, ist der komplette Film in schwarz-weiß gehalten, was, in Verbindung mit dem Soundtrack, zu einer äußerst beklemmenden Atmosphäre führt. Unterbrochen wird dies nur durch Interviewsequenzen mit einem russischen Zeitzeugen (auf russisch. Gibt aber englische Untertitel. Ansonsten ist die Sprache Englisch ohne Untertitel. Was man von dem Zeitzeugen halten soll, weiss ich nihct, da er gegen Ende hin merkwürdige Aussagen trifft in Bezug auf Kriegsgefangenenlager), der von den damaligen Ereignissen berichtet.
Der Erzählung der Geschichte beginnt im Japan kurz vor dem ersten Weltkrieg. Es wird ein wenig auf die Geschichte eingegangen, bevor es dann zur Einheit 731 geht. hier erfährt man, wie sie entstand und zu welchem Zweck.
Die erste gute dreiviertel Stunde ist fast eine normale Doku mit Interviews, Fotos und alten Archivaufnahmen. Dann werden die Experimente gezeigt und zwar in einer Deutlichkeit und Intensität, dass es einem durchaus anders werden kann. Da fallen die meist eher billigen Effekte absolut nicht ins Gewicht, da man dauernd vor Augen hat, dass es wirklich so abgelaufen ist. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man das doch mal vergessen sollte, werden immer mal wieder Originalfotos von Versuchsopfern des jeweiligen Experiments gezeigt.
Ich will gar nicht so sehr auf die verschiedenen Experimente eingehen (eins könnt ihr euch auch noch ansehen), sondern nur erwähnen, was unter anderem untersucht wurde. Gegenstand der Experimente waren z.B. wie der Mensch auf extreme Kälte reagiert und was bei schnellem aufwärmen passiert, wieviel Schmerz ein Mensch aushalten kann, wie er auf große Druckunterschiede reagiert, wie lange es dauert, bis man nach einem Schuss in den Hals elendig verreckt ist usw.

Meistens wird erklärt, was bei den verschiedenen Experimenten herausgefunden werden sollte, allerdings nicht bei allen. Wobei sich mir bei dem ein oder anderen auch absolut kein Sinn erschließt.
Unterbrochen werden die Untersuchungen, die aber eigentlich nichts anderes als brutalste Folterungen sind, von den bereits erwähnten Interviewpasssagen und von den fiktiven Geschichten eines Offiziers, der Gefühle für eine Gefangene entwickelt und einer Krankenschwester, die sich durchaus im Klaren darüber ist, welche Greueltaten sie hier begehen, aber keine Anstalten macht, etwas daran zu ändern.

Die Experimente werden immer abartiger und brutaler. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal meine Augen abwenden musste als ich einen Film geschaut habe, aber allein bei diesem Film war es zwei- oder dreimal!

Zehntausende Menschen starben in Folge der Experimente, sowohl bei den direkten Versuchen im Lager, als auch bei Feldversuchen.
Die letzte Stunde des Films dreht sich dann hauptsächlich um das Kriegsende, die Auflösung der Einheit 731 und ihrer Vertuschung, in Folge derer viele Dokumente verloren gingen und das gesamte Areal niedergebrannt wurde und um die Kriegsverbrecherprozesse von Chabarowsk.

Falls jemandem die zwei Zeitangaben aufgefallen sind, wird vielleicht schon eine Vorahnung haben. Die Dauer dieses Films beträgt nämlich rund 250 Minuten! 250 Minuten Verstörung und Grausamkeiten! Aus diesem Grund (und wegen den äußerst grausamen Experimenten) sollte sich jeder ganz genau überlegen, ob man diesen Film wirklich sehen will. Auch beinharte Horrorfreaks können hier an ihre Grenzen stoßen!

Wer sich dafür entscheidet, bekommt aber auch durchaus einige Informationen. Der zweite Weltkrieg wird mal aus einer anderen Sicht dargestellt, Nazis kommen nur am Rande vor und was mit dem Leiter der Einrichtung, Ishii Shiro passiert ist (oder auch nicht).

Es mag sein, dass bei den Experimenten das ein oder andere etwas überspitzt dargestellt wurde (bei ihren Auswirkungen), das ändert aber nichts daran, dass die Untersuchungen an sich im höchsten Maße grausam waren.

Dieser Film gilt zurecht als einer der krassesten und brutalsten zur Zeit. Krank ist er meiner Meinung nach aber nicht. Die Realität ist es die krank ist. Die Menschheit ist es, die krank ist. Aber nicht dieser Film. Dieser Film bildet lediglich die Realität ab, wenn auch auf sehr drastische Art und Weise, aber das macht keinen kranken Film aus.

Überraschenderweise fand ich den Film gar nicht so schlecht (hätte ich nicht gedacht), ob ich ihn aber nochmal sehen werde, weiß ich nicht. Er ist halt einfach verdammt heftig! Ich werde ihn auch niemandem empfehlen. Wer ihn sich ansehen will, sollte, wie bereits erwähnt, gut darüber nachdenken, die Bilder können einen noch eine ganze Weile begleiten.
Nichtsdestotrotz besitzt der Film wegen der Thematik eine gewisse Wichtigkeit, da diese Ereignisse nicht so bekannt sind (vor allem außerhalb Chinas). Zudem wurde die Existenz dieser Einheit und ihre Taten von Seiten Japans offiziell erst 2002 zugegeben.

Für den Fall, dass jemand darüber nachdenken sollte, ist hier ein Experiment aus dem Film zu sehen (bei weitem nicht das heftigste). Wer bei dem schon Probleme hat, sollte gar nicht weiter darüber nachdenken, sich den Film anzusehen!